Planungsbeispiel Gemeinschaftsgarten

Interkultureller Hinterhofgarten Roithnerbauten in Traun

Ein interkultureller Garten entsteht in Traun
Ein interkultureller Garten entsteht in Traun

Istzustand vor Projektstart:
Der derzeitige Zustand des Hinterhofes ist in keinem lebenswürdigem Zustand, wie bei vorangegangenen Besichtigungen, wird dieser Hinterhof mit Spielplatz und Wäscheplatz als Toilette und Abladeplatz für Sperrmüll verwendet. Flaschen werden von Bewohnern in den Abend- bzw. Nachtstunden vom Balkon auf die Rasenfläche geworfen. Spielgeräte sind dem Vandalismus preisgegeben. Fallschutzplatten aus Kunststoff sind aus der Verankerung gerissen und werden von Kindern als Wurfgeschoße verwendet. In angrenzenden Lokalen ist es bereits mehrmals zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Familien und Volksgruppen gekommen. Mehrere Polizeieinsätze waren in den letzten Monaten zur Befriedung notwendig. Dieser Gebäudekomplex ist neben der Bahnhofstraße in Taun ein weiterer Brennpunkt in der Stadtentwicklung.

Entwurf des interkulturellen Gartens in Traun
Entwurf des interkulturellen Gartens in Traun

Erster Projektschritte:
Der Großteil der ca. 150 Parteien wurde in der Kalenderwoche 18 persönlich befragt und über ein mögliches Gemeinschaftsgartenprojekt informiert. Mit einer Einladung in türkischer und serbokroatischer Sprache wurde zu einem Informationsabend in den Veranstaltungsraum von I-Punkt eingeladen. Die Beteiligung der Bewohner war eher mäßig. Bei den voran gegangenen Befragungen wurde festgestellt, dass ein Großteil der Anwohner eine positive Veränderung wünscht, die Skepsis jedoch sehr groß ist. Es gab zahlreich Schuldzuweisungen zwischen den einzelnen Volksgruppen, es sollen laut verschiedener Aussagen Kinder aus Umliegenden Wohnblöcken an den Vandalenakten schuld sein. Viele Probleme liegen auch der unzureichenden Reinigung durch die Objektpfleger zu Grunde, zuvor waren die Mieter selbstverantwortlich, es gab auch einen Hausmeister, der aber der vorherrschenden Situation nicht mehr gewachsen war.

Es grünt so grün, Gemüse, Salate und Kräuter sprießen
Es grünt so grün, Gemüse, Salate und Kräuter sprießen

Ziel aus der Sicht der Permakultur:
Da die Permakultur als Planungskonzept für einen nachhaltigen Lebensstil verstanden wird, wird hier noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten sein. Vor allem geht es darum, die verschiedenen Ethnien gemeinschaftlich dazu zu bringen, selbst einen Beitrag zu einem würdigeren Leben zu bringen. Es soll den Familien die Möglichkeit geboten werden, gemeinsam mit den Kindern in einem schönen Garten in Gemeinschaft Lebensmittel zu produzieren, gemeinsam Feste feiern, gemeinsam Essen, spielen und Freude haben.

Genug Freiraum in einem lebendigen Umfeld
Genug Freiraum in einem lebendigen Umfeld

Wichtig dazu ist die Senkung des Lärmpegels, dazu soll eine Hügelbeetlandschaft mit einer extensiven Bepflanzung aus Säulenobstbäumen, Beerensträuchern, Haselnusssträuchern, Kräutern und essbaren Blühpflanzen hergestellt werden. In diese Hügelbeetlandschaft soll ein Spielgarten integriert werden. Eine Sandfläche, Röhren zum Durchkriechen, Bäume und Baumstämme zum Balancieren. Ein einfacher Sinnespfad. Die vorhandene Rutsche kann in die Hügelbeetanlage einfließen. Diese extensiven Hügelbeete können von der Allgemeinheit beerntet werden. Für interessierte Familien soll es die Möglichkeit geben, einjähriges Gemüse in Hochbeeten und Salattonnen zu ziehen. Hochbeete sind für diesen Zweck gut geeignet, da sie sich vom Boden abheben und kein Hund das Gemüse markieren kann.

Verleihung Umweltpreis der Stadt Traun für das interkulturelle Gartenprojekt im Hinterhof der Roithnerbauten
Verleihung Umweltpreis der Stadt Traun für das interkulturelle Gartenprojekt im Hinterhof der Roithnerbauten

Ein netter überdachter Sitzplatz wäre auch wichtig, so dass man vor Blicken aus dem gegenüberliegendem Gebäudekomplex geschützt ist. Dieser Sitzplatz soll auch die Möglichkeit bieten mehrere Hasen zu halten. Diese Hasen könnten mit Abfällen der Hochbeete gefüttert werden. Kinder können lernen, Verantwortung zu übernehmen. Der Mist der Hasen kann auf Komposthaufen kompostiert werden und so auch wie Küchenabfälle wieder in den Nahrungskreislauf eingegliedert werden.

Da kein Trinkwasser zum Gießen der Gärten verschwendet werden soll, könnte von umliegenden Dachflächen Regenwasser in Container geleitet werden.

Angrenzende, zu verschönernde Fassaden können für Spalierobst und fruchttragende Rankgewächse verwendet werden. Weiters können dort auch Nistkästen und Insektenhotels angebracht werden.

Umweltpreis der Stadt Traun
Umweltpreis der Stadt Traun

Zielsetzung:
Schaffen wir es wieder mehr Menschen in den Hof, bzw. dann eben in den Garten zu bringen, sinkt der Vandalismus, denn es wird niemand etwas zerstören, was er zuvor liebevoll angelegt hat. Weiters wird ein Beitrag zu einer gesunden Ernährung geleistet. Vor allem ist es auch wichtig dass Eltern ihren Kindern das Arbeiten im Garten beibringen können. Durch gemeinsames Arbeiten im Garten von Jung und Alt soll die Sozialkompetenz gestärkt werden.

Wie wir aus ersten Gesprächen mit den Bewohnern entnehmen konnten, wird es nicht einfach sein, diese zu motivieren, selbst für ihr eigenes Umfeld etwas zu tun. Diese Menschen sind schon viel zu sehr an unser System der totalen Animation angepasst. Selbstverantwortung abgeben und sich berieseln lassen. Lieber ruhig sein und nicht auffallen! So war es dann eigentlich so, dass wir, I-Punkt Traun, Streetwork Linz  Land und ich das Projekt mit den Kindern der beiden Wohnblöcke starteten

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Die Stadtgemeinde Traun unterstützte uns tatkräftig mit der Anlieferung von Humus und Kompost
Die Stadtgemeinde Traun unterstützte uns tatkräftig mit der Anlieferung von Humus und Kompost

Bereits realisierte Projektschritte:

Eines unserer ersten Ziele war die Errichtung eines einfachen überdachten Sitzplatz. Gemeinsam mit den Kindern wurden Fundamente ausgehoben und der mit ihnen in der Scheibtruhe gemischte Beton gefüllt. Auch beim Abbinden der Holzkonstruktion konnten die Kinder handanlegen. Zwischendurch konnte immer eine fleißige Hand gebraucht werden. Das Dach wurde als Trockendach ausgeführt, denn wir wollten oben wieder zurück geben, was wir unten genommen hatten. Die größeren Kinder durften auch mit rauf aufs Dach und beim Bepflanzen mit Sukkulenten wie Hauswurz helfen, wobei sie sehr viel Freude und auch Ausdauer zeigten.

Ein Beerenstrauch wird im Hinterhofgartenprojekt gepflanzt
Ein Beerenstrauch wird im Hinterhofgartenprojekt gepflanzt

Hügel mit Beerensträuchern als Strukturelemente

Um den kantigen Hinterhof etwas in Form zu bringen, legten wir schön geschwungene kleine Hügel an, die wir im Herbst mit einem bunten Beerenmix bepflanzten. An Wänden pflanzten wir bereits auch verschiedene Obstbäume und auch gleich noch Kletterpflanzen wie Weintrauben und Kiwi dazu. Nach dem Pflanzen wurde alles kräftig eingemulcht. Im Frühjahr säten wir dann von Kresse über Feldsalat, Kohlgemüse bis Rettich ein.

Hochbeete für individuelle Nutzung

Um die Beteiligung der Anwohner zu erhöhen errichteten wir Hochbeete und konnten so zum ersten Mal ein paar Erwachsene für das Projekt gewinnen. Für diese Hochbeete sollten einzelne Personen bzw. Familien selbst verantwortlich sein. Die Beteiligten bepflanzten ihre Hochbeete mit Salaten, Paprika, Tomaten, Bohnen, Mais und Kürbis.

Drei Schwestern einmal anders: Mais, Kapuzinerkresse und Kürbis
Drei Schwestern einmal anders: Mais, Kapuzinerkresse und Kürbis

Mancher Rückschlag

In den ersten beiden Jahren erlebten wir so manchen Rückschlag und auch skurrile Situation. Irgend jemand sichtete eine große Schlagen und so fanden sich dann schnell einige türkische Frauen zu einer großen Rohdungsaktion der gesamten Anlage ein. Alles was man nicht kannte wurde ausgerissen und mit Stöcken versuchte man eine vermeintliche Schlange zu verjagen. Doch wenn etwas geht, ist wieder Platz für etwas Neues, so Pflanzten die Anwohner in die kahlen Stellen Mais und der Garten erstrahlte im Herbst als güne Oase in der Betonwüste und es wurde auch erreicht, dass sich eine größere Zahl Erwachsener beteiligte.

… und im nächsten Frühjahr geht es weiter!


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